Vorsorgekuren - wer kann so etwas beantragen?

Er saß vor mir: etwa 50 Jahre, im Beruf integriert, müde Augen, viele Fragen. Wenn er von Arbeit nach Hause geht, kümmert er sich um seinen pflegebedürftigen Vater. Ihm ist es ein großes Anliegen, für den Vater da zu sein, aber seine Kräfte waren erschöpft. Alles war anstrengend und seine Motivation, den Vater zu betreuen, war ziemlich gedämpft.

Sie saß vor mir: Mitte 30, drei lebhafte Kinder, einen Mann, der als Selbständiger arbeitet. Sie erzählte, dass sie sich wie im Hamsterrad fühlt. Alle Last zu Hause liegt auf ihr, obwohl ihr Mann immer wieder versucht, sie zu entlasten. Früher hat sie die anfallenden Arbeiten locker geschafft. Jetzt fällt alles so schwer. Wenn die Kinder streiten, geht sie selbst in die Luft und schreit sie an. Hinterher tut es ihr leid und sie zieht sich weinend zurück. Wo ist die Kraft hin?

Drei Frauen, drei Generationen sitzen mir gegenüber. Das Kind ist noch nicht zwei Jahre und hat keinen Vater mehr. Bei einem Unfall kam er im Urlaub ums Leben. Die junge Witwe wird zwar von ihrer Mutter unterstützt, aber sie ist mit ihrer Fassungslosigkeit, ihren geplatzten Lebensplänen und ihrer Trauer einsam. Alle bemühen sich, aber niemand ist in ihrer Situation. Wie soll es weitergehen? Sie ist abgrundtief erschüttert und erschöpft.

Etwa 100 Mal im Jahr kommen Frauen und Männer zur Beratung, weil sie eine Vorsorgekur beantragen möchten. Jeder erzählt eine andere Geschichte, in einem Punkt ähneln sie sich: Die Menschen sind erschöpft, die Kräfte aufgebraucht und wenn es weiter so geht, kann der Zusammenbruch kommen.

Gut, dass 1950 mutige Frauen das Müttergenesungswerk (MGW) gegründet haben und es damit einen Ort gibt, wo das Thema Frauengesundheit und Vorsorge einen Platz hat www.muettergenesungswerk.de. Im Laufe der Zeiten konnte das Recht auf eine Vorsorgekur im Gesetz verankert werden. Später kam dazu, dass auch Väter in Erziehungsverantwortung einen Anspruch auf eine Vorsorgekur haben. Und vor wenigen Jahren wurde der Personenkreis der pflegenden Angehörigen mit aufgenommen.

Trotz Rechtsgrundlage gibt es manche Hürde, bis die Kur beginnen kann. Um die Hürden klein zu halten, gibt es etwa 1.200 Beratungsstellen. Das Diakonische Werk Meißen ist so eine Anlaufstelle. Hier kann der Antrag für eine Vorsorgekur besprochen werden und es gibt Infos, damit der Antrag gut ausgefüllt zur Krankenkasse gehen kann. Auch eine passende Klinik wird vom MGW vorgeschlagen.

Kennen Sie jemanden in Ihrem Umfeld, der eine Vorsorgekur gut vertragen könnte? Oder haben Sie selbst schon mit dem Gedanken gespielt, eine zu beantragen? Dann kommen Sie bei uns vorbei und lassen sich beraten. Weitere Infos hier.

Johannes Albrecht
Telefon: 03521 728 259 16
E-Mail: sozialarbeit(at)diakonie-meissen.de